Wann darf ich mit meiner Katze an der Leine Gassi gehen?

17.12.2021

Eine Katze läuft an einer Katzenleine über die Wiese

Beim täglichen Spaziergang ist der Anblick vom Hund an der Leine alltäglich. Wenn jedoch ein Katzenhalter mit seiner Samtpfote um den Block flaniert, erregt das tierisch viel Aufsehen. Eine Katze, die – mehr oder weniger brav – an der Leine geht, scheint zunächst bizarr, zumal Katzen gerade für ihre Unabhängigkeit von menschlicher Begleitung bekannt sind. Aber ist es gerechtfertigt, bei einer angeleinten Katze gleich die Stirn zu runzeln?

Ist „Gassi gehen“ eine Alternative zum Freigang?

Gerade im Großstadtbereich, nahe viel befahrenen Straßen und ohne Gärten hinter dem Haus, kann ein Katzenhalter den Wunsch haben, seiner Katze etwas Gutes zu tun. Wenn das „Spazierengehen“ mit Leine als Kompromiss zum Freigang gedacht ist, steckt dahinter sicherlich eine gute Absicht – der Katze tust du damit allerdings keinen Gefallen.

 

Eine Katze, die im Freien umherstreift, bewegt sich ganz anders als ein Hund und tut Dinge, die an der Leine gar nicht möglich sind. Katzen untersuchen Unterholz und enge Nischen, balancieren auf Mauern, klettern auf Bäume und bleiben zwischendurch immer wieder sitzen, um zu lauern und zu beobachten.

Tierisches Desinteresse für Leinenführigkeit

So viel ist sicher: Katzen haben kein Interesse daran, brav „bei Fuß“ neben ihrem Halter zu laufen. Sie sind autonom unterwegs und haben einen eigenen Rhythmus in der Bewegung und in den Routen, die sie zur Untersuchung ihres „Reviers“ ablaufen würden.

 

So wie du als Mensch nicht mit auf den Baum klettern oder im Gebüsch einer Maus hinterher springen würdest, ist es für die Katze nicht artgemäß, den Menschen beim Rundgang durch die Fußgängerzone zu begleiten. Die Exponiertheit für all diese Reize bedeutet erheblichen Stress und Anstrengung für eine ängstliche und schreckhafte Katze.

Welche Risiken lauern auf angeleinte Katzen?

Der Spaziergang mit der Katze birgt außerdem Gefahren, denen sich die Katze an der Leine nicht so einfach entziehen kann wie beim Freigang. Kommt es zum Beispiel zu einer Konfrontation mit einem Hund, würde eine Freigänger-Katze sich mit einem Spurt in Sicherheit bringen und entweder auf einen erhöhten Posten flüchten oder im nächsten dichten Gebüsch verschwinden. Beides ist an der Leine nicht möglich: Die Katze kann sich beim Fluchtversuch verletzen, panisch an dir hochklettern oder sich losreißen und mit der Leine fatal verheddern.

 

Fazit: Gassi gehen mit der Katze ist weder artgerecht noch hat es für das Tier positive Aspekte. Eine Wohnungskatze ist in ihrem „Revier“ besser aufgehoben. Wenn das Tier außerdem Freigang nicht kennt, vermisst es diesen auch nicht. Im Freien bedeutet die Leine für eine Katze ein Sicherheitsrisiko.

Wann ist es sinnvoll, eine Katze anzuleinen?

Aus verschiedenen Gründen kann es trotzdem sehr sinnvoll sein, eine Katze an ein Geschirr zu gewöhnen und sie leinenführig zu machen. Dann nämlich, wenn das Geschirr nicht zum Ausgehaccessoire einer ansonsten in der Wohnung lebenden Katze werden soll, sondern für ein Sicherheitstraining, Vergesellschaftungen und den temporären Einsatz gedacht ist.

Sinnvolle Gründe dafür, eine Katze anzuleinen:

  • Neu im Revier: Du hast ein Kitten, das Freigang bekommen soll, oder du bist mit deiner Freigänger-Katze umgezogen? Begleitet vom Menschen können die unerfahrenen Stubentiger die ersten Schritte in der neuen Umgebung machen, sich umschauen und ihr Terrain einprägen.
  • Rekonvaleszenz: Dein Freigang-Tiger kränkelt oder erholt sich langsam von einer Krankheit? An der Leine ermöglichst du dem Tier stundenweise Bewegung im Freien unter deiner Aufsicht.
  • Sicherheitstraining: Deine Samtpfote soll Zugang zu Gebäudeteilen wie einem katzensicheren Balkon bekommen? An der Leine kann das Tier das ungewohnte Areal in deiner Anwesenheit untersuchen.
  • Vergesellschaftung: Du willst deine Katze mit einem neuen Mitbewohner zusammenführen und möchtest im Fall des Falles eine wilde Jagd unterbinden? Nimm den Alteingesessenen, der den Heimvorteil hat, an die Leine. Auch eine noch so sorgsam vorbereitete Vergesellschaftung kann misslingen – die Leine sorgt für Sicherheitsabstand.
  • Sicherung: Es kann umständehalber immer einmal passieren, dass du die Katze ohne Transportbox mitnehmen oder unterwegs einmal herauslassen musst – zum Beispiel, wenn du eine weite Fahrt unternimmst und die Katze sich zwischendurch einmal erleichtern soll. Die Leine gibt dir und dem Tier unterwegs Sicherheit.

Wie finde ich das passende Geschirr für die Katze?

Die Katze sollte stets mit einem Geschirr angeleint sein, nicht mit einer direkt am Halsband angebrachten Leine. Zu schnell könnte ein Unglück geschehen, wenn die Katze sich erschreckt, verheddert oder gar stranguliert. Beim Geschirr wird die Leine an einem Punkt zwischen den Schultern der Katze angebracht – das ist wesentlich sicherer. Das Katzengeschirr darf nicht einschnüren und nicht zu locker sitzen.

Es gibt zwei Typen von Katzengeschirren:

  • Einfache Geschirre bestehen aus einem Katzenhalsband und einem Bauchgurt, die über einen Rückensteg miteinander verbunden sind.
  • Brustgeschirre haben keine Halsbandkomponente. Stattdessen verläuft ein Gurt über die Brust des Tieres und ist seitlich mit dem Bauchgurt verbunden.

Die Geschirre sollten verstellbare Gurte haben, sodass sich alles passgenau an den individuellen Körperbau des Tieres anpassen lässt. Zwischen Halsband und Bauchgurt sollte dabei ein Fingerbreit Spiel bleiben.

Wie kann ich meine Katze an die Leine gewöhnen?

Bis die Katze sich an das Geschirr gewöhnt hat, sind von dir viel Geduld und positive Verstärkung gefragt. Versuche nicht, dem Tier das ungewohnte Ding einfach überzustreifen. Besser geht es, wenn du ihm das Geschirr hinhältst, und du ihn zum Beispiel mit einem Leckerli dazu lockst, den Kopf hindurch zu stecken. Unterteile das Anlege-Training in kleine Teilschritte und spare nicht an Lob und Bestechung.

 

Rechne jedoch mit zwei bis vier Wochen, bis das Tier sich das Geschirr brav anlegen lässt. Hat die Katze das Geschirr akzeptiert, übe das An-der-Leine-gehen zunächst in Ruhe in der Wohnung, bevor du dich ins Freie wagst – zunächst vor die Wohnungstür und ins Treppenhaus, später dann ein paar Schritte vor die Haustür.

 

Und bitte bedenke, dass du deine Katze nur in solchen Situationen an der Leine führst. Besprich mit deinem Tierarzt, ob ein solches Training bei deinem Stubentiger überhaupt notwendig ist.

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