Apportieren – Übungen zum Stärken der Hund-Mensch-Beziehung
17.12.2021

Das Apportieren ist nur vermeintlich eine einfache Aufgabe. Viele Hunde gehen sehr engagiert an das Hinterherhetzen nach einem geworfenen Gegenstand heran, doch sie folgen damit ihrem natürlichen Beuteinstinkt und möchten anschließen um die Beute mit seinem Menschen rangeln. Dieses Verhalten ist weit von einem richtigen Apportieren entfernt und untergräbt zuweilen Ihre Rolle als Ranghöchster im „Rudel“. Lesen Sie hier, wie Sie Ihrem Hund das richtige Apportieren beibringen, so dass es zu einer artgerechten Übung mit vielen Vorteilen wird!
Was heißt richtig Apportieren und was sind die Übungsziele?
Den meisten (aber nicht allen) Hunden fällt das Nachsetzen hinter einem Gegenstand einfach, weil es ein Teil ihres Jagdinstinktes ist: Der Hund versucht die flüchtende Beute zu erwischen, zu packen und zu töten. Doch diesem Verhaltensmuster fehlt in der Regel der richtige Abschluss, um als Apportieren durchzugehen: das Bringen der Beute zu Frauchen oder Herrchen. Weder das wilde hinter dem Stöckchen Herlaufen mit anschließender „Massakrierung“ des Gegenstandes, noch seine Animierung dazu, dass Sie ihm im Zerr- und Fangspiel den Gegenstand entwenden, sind richtige Apportierübung!
Das richtig geübte Apportieren ist eine konzentrierte, für den Hund artgerechte und ernste Aufgabenbewältigung, die viele Vorteile hat.
Vorteile des Apportieren:
- Es vertieft die Mensch-Hund-Bindung.
- Es stärkt Ihre Position als „Rudelführer“.
- Es fördert und fordert den Hund auf artgerechte Art.
- Es übt spielerisch Gehorsam und Impulskontrolle.
Schritt für Schritt zum Erfolg beim Apportieren
Beginnen Sie damit, den geeigneten Gegenstand zum Apportieren auszuwählen. Ein Stöckchen ist aus vielerlei Gründen nicht die beste Wahl: Es motiviert nicht genug, stellt eine nicht zu unterschätzende Verletzungsquelle da und animiert zum Zerkauen. Benutzen Sie nie das normale Spielzeug Ihres Hundes!
Ein sehr guter Apportel (Apportiergegenstand), insbesondere für apportierunwillige Hunde, ist ein Futter-Dummy mit einer Handschlaufe daran. Sie können auch andere robuste Apportels verwenden, wie beispielsweise ein Apportierholz, vor allem wenn Ihr Hund schon ein begeisterter „Beutejäger“ ist. Mit neuen Apportels lernt Ihr Hund den Unterschied zwischen ernst zu nehmender Übung und reinem Spiel, bei dem er auch die „Führungsrolle“ übernehmen darf. Des Weiteren brauchen Sie eine lange Schleppleine und Leckerli, die dem Hund schmecken, ihn aber nicht dick machen.
Ziele des Trainings sind:
- Aufnahme des Apportiergegenstandes nach Kommando
- Zurückbringen des Gegenstandes
- Ablegen bzw. Abgeben des Apportiergegenstandes an den Menschen
Schritt 1: den Gegenstand aufnehmen
Zweck der ersten Übung ist es, dem Hund begreiflich zu machen, dass er den Gegenstand nur nach Kommando aufnehmen darf.
Beginnen Sie damit, den Dummy für Ihren Hund interessant zu machen. Füllen Sie den Futter-Dummy mit Leckerli und lassen Sie Ihren Hund dabei zusehen und als Vorgeschmack ihm ein Leckerli daraus geben. Oder spielen Sie mit dem Apportel, ohne dass der Hund mitmachen darf. Erst wenn Sie sich seiner Aufmerksamkeit für das Apportel sicher sind, leinen Sie ihn an die Schleppleine an und werfen Sie den Dummy in ein paar Metern Entfernung. Aber nur soweit, dass die Schleppleine problemlos bis zum Gegenstand reicht und dabei nicht steif läuft. Üben Sie am besten im Wohnzimmer oder im Garten, so hat der Hund wenig Ablenkung.
Erlauben Sie nicht, dass der Hund sofort lossprintet, sondern lassen Sie ihn erst absitzen. Geben Sie nun das Kommando „Bring!“ und lassen Sie ihn das Apportel holen.
Schritt 2: Den Gegenstand bringen
Für viele Hunde und Hundehalter beginnt nun der schwierigste Teil des Trainings, denn nicht jeder Hund möchte die Beute bringen oder sie einfach abgeben. Sobald der Hund den Dummy aufgenommen hat, loben Sie ihn überschwänglich für diese Leistung. Locken Sie ihn nun zu sich, notfalls lotsen Sie ihn behutsam mit der Leine in Ihre Richtung. Hat der Hund den Dummy bis zu ihnen gebracht, dann loben Sie ihn erst einmal für das Bringen und Halten des Dummys. Sie müssen ihm die Beute nicht sofort wegnehmen.
Benutzen Sie das Kommando „Gib!“ oder „Aus!“ und strecken die Hand nach dem Dummy aus. Lässt der Hund das Apportel los, wird er sofort mit einem Leckerli belohnt. Einem Futter-Dummy entnehmen Sie ein Leckerli. Noch motivierender ist es, wenn er sich selbst ein Leckerli aus dem Beuten herauslecken darf. Sollte er das nächste Mal mit dem Futter-Dummy Reißaus nehmen, weil er meint, die Leckerlis selbst herausholen zu können, so ist das kein Beinbruch, sondern unterstützt sogar die Lernphase. Denn so begreift der Hund, dass er nur an das Futter im Dummy herankommt, wenn er ihn zurückbringt. Lassen Sie sich nicht frustrieren, wenn der Ablauf nicht sofort funktioniert. Geduld und konsequente Übung machen auch aus Ihrem unwilligen oder stürmischen Hund einen Apportiermeister.
Ergänzungsaufgabe: Verstecken Sie den Futter-Dummy im Wald. Lassen Sie Ihren Hund absitzen und Ihnen zuschauen. Gegebenenfalls leinen Sie Ihren Hund am Baum an. Legen Sie den Futter-Dummy im Wald ab, kehren zum Hund zurück und lassen ihn danach suchen, indem Sie das Kommando „Such!“ oder „Bring!“ geben. Sie können Ihren Hund dabei begleiten und am Anfang auch Hilfestellungen geben. Loben Sie ihn, wenn er den Dummy gefunden hat und locken ihn zu sich, um den Beutel übergeben zu bekommen. Füttern Sie Ihren Hund direkt aus dem Dummy.
Das sollten Sie über das Apportieren wissen
Vier Apportier-Regeln: Denken Sie unbedingt daran!
- Das Apportel ist kein gewöhnliches Spielobjekt, sondern Übungsgegenstand. Er wird sofort weggepackt, sobald das Apportiertrainig beendet ist.
- Sie beginnen und beenden das Apportieren. Lassen Sie Ihren Hund niemals so lange
- Apportieren, bis er keine Lust mehr hat, sondern hören Sie rechtzeitig auf – nämlich dann, „wenn‘s am schönsten ist“.
- Ein apportierunwilliger Hund sollte hungrig mit dem Futter-Dummy trainiert werden.
- Zwingen Sie Ihren Hund niemals mit Gewalt oder Drohungen zum Apportieren! Es gibt Hunde, die das Apportieren nie mögen werden. Für sie gibt es viele andere sinnvolle und artgerechte Aufgaben.
Schauen Sie sich auf den Ratgeberseiten von Fressnapf zum Thema „Hundeerziehung” um.